Den persönlichen Weg gut begleiten
Seit 1923 – basierend auf Rudolf Steiners Erkenntnismethoden – entstanden in der anthroposophischen Pflege zahlreiche Konzepte zu Praxis, Ausbildung und Forschung. Das Altern verstehen wir als einen intensiven Entwicklungsvorgang, der zwar abnehmende Körperkräfte und daraus erwachsende seelische Krisen bedeutet, für den alten Menschen wie für die ganze Gesellschaft jedoch einen großen Wert an sich darstellt. Das Ziel anthroposophischer Pflege ist es, dem einzelnen Menschen in den Phasen seiner Pflegebedürftigkeit so zu helfen, dass er hinsichtlich des Leibes, der Seele und des Geistes einen individuellen Weg gehen kann. Gemeinsam mit Ärzt*innen und Therapeut*innen verwirklichen wir damit eine umfängliche und spirituelle Heilkunst.
Menschengemäß pflegen
Die Pflege des physischen Leibes ist gekennzeichnet durch
- eine Körperpflege, welche die Lebenskräfte und die seelisch-geistige Konstitution einbezieht,
- ein Ernährungsangebot unter weitgehender Verwendung vollwertiger biologisch-dynamischer Lebensmittel,
- ärztliche und physiotherapeutische Behandlungen sowie eine Medikamentierung, die das Seelisch-Geistige anspricht und inneres Wachstum fördert (wie anthroposophische und homöopathische Medizin, Öl-Dispersions-Bäder nach Junge, Biografiearbeit).
Die Gestaltung, Unterstützung und Betreuung des seelisch-geistigen Erlebens stärken wir durch
- Anregungen zum aktiven künstlerischen Schaffen (Malen, plastisches Gestalten, Musizieren, Singen),
- reichhaltige kulturell-kreative Angebote sowie Mitwirken an Jahreszeitenfesten,
- achtsame Begleitung des Lebensendes und einen Sterbebeistand unter Einbeziehung von Angehörigen.
Wer war Nikodemus?
Die christliche Bibel erwähnt Nikodemus im Neuen Testament und beschreibt ihn als Pharisäer und Mitglied des jüdischen Hohen Rats. Die wohl bekannteste Erzählung dazu findet sich im Johannesevangelium (Johannes 3,1-21; 7,50-52 und 19,38-42). Darin besucht Nikodemus eines Nachts Jesus und lobt jenen für die von ihm durchgeführten Wunder: „Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist.“ Jesus aber entgegnet: „Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Daraufhin entspinnt sich eine rege Diskussion, in deren Verlauf Nikodemus sein Interesse an den Lehren Jesu zeigt. Dieser wiederum betont im Gespräch die Notwendigkeit einer geistlichen Wiedergeburt wie des Glaubens an ihn selbst als den Sohn Gottes.
Einige Zeit später offenbart sich Jesus als eben jener all den versammelten Menschen im Tempel, die mal zustimmend, mal skeptisch darüber mutmaßen, ob er wohl tatsächlich der Messias sei. Der Hohe Rat aber will ihn festnehmen lassen, doch dagegen erhebt sich Nikodemus und widerspricht diesem ganz offen: „Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut?“
Die biblische Darstellung beschreibt Nikodemus als einen Menschen, der für Gerechtigkeit eintritt und den Glauben vorfindet am Ende der eigenen spirituellen Suche. Der gemeinsam mit Josef von Arimathäa den Leichnam Jesu abnimmt vom Kreuz, um diesen würdevoll nach jüdischer Tradition zu bestatten.
Das Ringen um Gerechtigkeit, die stete Suche nach Spiritualität, die Achtung der Würde jedes Menschen über den Tod hinaus – als Namensgeber des Nikodemus Werks ist Nikodemus uns Leitbild wie Vorbild. Uns eint mit ihm das Streben zum Guten, ist Antrieb und Ziel.